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Die Schatzsuche auf dem Weg des Adlers

Als ich diese Runde auf der Geocachingkarte entdecke, war mir sofort klar, die muss gemacht werden, die Route führte durch die Tuxer Alpen und ist mit 32 Km und 2450 hm für die meisten eine kleine Herausforderung. Die ersten Tage nutze ich zu Akklimatisierung, denn von 250 m ohne Vorbereitung auf 2600 m zu steigen wäre nicht wirklich klug. Ich habe damals meine Lektion auf Teneriffa lernen müssen, was die Höhenkrankheit angeht, als ich ohne Akklimatisierung den ganzen Tag auf über 3000 m verbrachte. Auf solche Kopfschmerzen wie damals auf Teneriffa hab ich zu 0 % Lust, das Problem hier wäre aber auch ein anderes, ich würde von der Glungezerhütte nicht wirklich schnell ins Tal kommen. Nach knapp einer Woche überprüfte ich die Wetterlage für die letzte Woche und sah ein gutes Fenster für die Tour. Für Sonntag war noch eine starke Bewölkung gemeldet, aber für Montag Sonne pur und 25 Grad, da war schnell klar, dass ich Sonntag die Tour starten würde. Gesagt, getan, Sonntag um 7.30 Uhr startete das Abenteuer zu Glungezerhütte welche auf 2610 m liegt und die zweithöchste gelegene Hütte auf der Route München – Venedig ist.

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Natürlich wurden auf dem Weg zu Hütte fleißig alle Döschen gesucht und signiert, so wie sich das für einen braven Geocacher gehört. Was soll ich sagen, ich war viel langsamer unterwegs als ich mir das vorgestellt habe, aber Elefanten sind nun mal langsam. 🙈 Bis etwa 15 Uhr betrug die Sichtweite teilweise keine 100 m, vielleicht war das auch besser so, hätte ich gesehen was ich eigentlich rauf laufen muss, hätte ich die Tour vielleicht dann doch nicht gemacht. Erst am Nachmittag lichtete sich der Nebel immer mehr und mehr, als ich nach meiner kleinen Stärkung um 15 Uhr aus einer kleinen urigen Hütte nach draußen trat, hatte ich plötzlich Sonne und blauen Himmel. Erst jetzt konnte ich sehen, wie weit und wie hoch ich noch muss, und welche Strecke hinter mir liegt. Laut dem Wegweiser waren es nur noch 1,5h bis zu Glungezerhütte, aber nicht für mich, ich erreichte mein Ziel der heutigen Tour erst um 18.10 Uhr.

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Die Hütte war am heutigen Tag echt brechend voll, denn viele Leute waren auf der Tour München – Venedig unterwegs, aber der nette Hüttenwirt Gottfried meinte, auch dir besorge ich noch ein Schlafplatz für die Nacht. Zurück schicken konnte er mich aber auch nicht mehr, denn es war inzwischen 19 Uhr, vielleicht war das auch mein Glück am heutigen Tag.

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Das Essen auf der Hütte ist echt bombastisch gewesen! Das Abendessen bestand aus drei Gängen, aber das Frühstück setzte noch einen obendrauf! Es ist echt der Wahnsinn was die hier leckeres zum Essen zaubern, auf einer Hütte welche nur zu Fuß oder mit dem Hubschrauber zu erreichen ist. Eins weiß ich mit Gewissheit, ich werde irgendwann diese Hütte noch einmal besuchen und dort eine Nacht verbringen. So gegen 21 Uhr begann dann das große bezahlen, denn die ersten machten sich langsam bereit schlafen zu gehen. Erst jetzt habe ich mich gefragt was mich der Spaß hier kosten würde, 3 Gänge Abendessen, Getränke, Trinkwasser für den nächsten Tag und das Frühstück, ach ja und die Notunterkunft mussten ja bezahlt werden. Als ich die Summe gehört habe, dachte ich erst, dass ich mich verhört hätte, das war aber nicht der Fall, der ganze Spaß hat mich grade mal 48 € gekostet.

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In der Zwischenzeit sind fast alle aus dem Hauptraum der Hütte verschwunden, noch zwei weitere Personen neben meiner Wenigkeit warteten noch auf ihren Schlafplatz. Die Hütte war so voll, dass Gottfried nichts anderes übrig blieb als uns den Boden oder die Sitzbank im Hauptraum anzubieten. Immer noch besser als draußen zu schlafen bei den frischen Temperaturen. Ich schaute mich kurz um, fand eine kleine gemütliche Ecke und richtete mich so gut wie es ging ein, zum Glück gab es genug Decken, diese ließen sich wunderbar als Matratze nutzen, ein Schlafsack hatte ich vorsorglich mitgenommen. Wenn das mit der Hütte nicht geklappt hätte, wäre mir nichts anderes übriggeblieben wie draußen zu schlafen. Es war eine sehr unruhige und zu dem eine recht kurze Nacht, denn ich konnte erst nicht einschlafen, dann bin ich zig mal wach geworden bis ich schließlich um 5 Uhr hellwach war. Ich weiß nicht, ob es an der Höhe gelegen hat, aber trotz des wenigen schlaffes wer ich echt Top fit. Ab 6 Uhr gab es bereits das wirklich leckere Frühstück, nach dem ich meine Wasserflaschen aufgefüllt habe, machte ich mich als einer der ersten auf den Weg.

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Pünktlich um 7 Uhr machte ich mich auf den Weg zum ersten Döschen, hier muss ich euch etwas gestehen, ich habe ab der Glungezerhütte nicht mehr wirklich jedes Döschen gesucht. Der eine oder andere wird sich jetzt vielleicht fragen warum, nun ja, die Landschaft und die Aussicht war so schön, dass ich das in vollen Zügen genießen wollte. Ab jetzt bewegte ich mich auch im alpinen Gelände, also immer schön vorsichtig. Plötzlich tauchte ein Rettungshubschrauber vor mir auf und flog Richtung Glungezerhütte, das war kein gutes Zeichen, denn es muss wohl etwas passiert sein, wie ich dann später erfahren habe, hat sich einer der anderen Cacher kurz nach der Hütte das Knie verdreht und musste ins Tal geflogen werden. Das bestätigte meine Entscheidung, nicht jede Dose zu machen und mich lieber auf den Weg zu konzentrieren. Am heutigen Tag war ich nochmals langsamer unterwegs wie gestern, das lag diesmal aber an der tollen Landschaft und der anspruchsvollen Strecke.

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So gegen 16 Uhr erreichte ich dann den Punkt wo sich der Weg des Adlers mit dem von München – Venedig wieder trennten. Ich sagte den Bergen dann im leisen tschüss und stieg ins Tal ab. Hier schmerzten meine Füße doch schon arg, aber es blieb mir ja nichts weiter übrig wie weiterzugehen, denn ich musste ja noch zum Auto zurück, das schlimmste aber war, dass ich nicht mal die Hälfte der Strecke hinter mir hatte. Als ich dann endlich das alpine Gelände verlassen habe, ging die Sonne auch schon langsam wieder unter, jetzt hieß die richtige Entscheidung zu treffen. Ich hatte eigentlich nur zwei Möglichkeiten, die erste war, ich suche mir einer der leeren Hütten und verbringe die Nacht dort oder ich beiße die Zähne zusammen und laufe weiter. Ich habe mich für die zweite Option entschieden, denn meine Wasservorräte von 4,5 Litern waren auch so gut wie erschöpft. Hätte ich genug Wasser und noch etwas zu essen gehabt, wäre ich vermutlich eine zweite Nacht in den Bergen geblieben.

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Auf den letzten 3 Kilometern musste ich so was von beißen und den Kopf ausschalten, dass ich nicht mal weiß, was es da so zu sehen gab. Die Füße fühlten sich in der Zwischenzeit an wie zwei Betonklötze. Als es anfing dunkel zu werden, kam ich noch grade rechtzeitig am Auto an, auf eine Nachtwanderung war ich nicht wirklich vorbereitet. Nach über 14 Stunden auf den Beinen war ich echt froh wieder sitzen zu können, und zwar im Auto. Die beiden Tage nach der Tour konnte ich mich nur im Entengang fortbewegen, so einen extremen Muskelkater wie nach dieser Tour hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht.